Studie bewertet Versorgung mit Platinmetallen und Bor als besonders anfällig.
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat im Auftrag der Wissenschaftsplattform Klimaschutz untersucht, welche Risiken Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität durch die Importe kritischer Rohstoffe drohen. Diese werden etwa für die Herstellung von Windkraftanlagen oder in der Elektromobilität benötigt. Den Bedarf deckt die deutsche Wirtschaft überwiegend durch Einfuhren, wie groß die daraus resultierende Abhängigkeit sei, habe sich in der Covid-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine gezeigt, so das IfW.
Platinmetalle und Bor sehr anfällig für Lieferausfälle
Als „besonders kritisch“ werden in der Studie das Halbmetall Bor und die Platingruppenmetalle eingestuft. Letztere werden etwa für die Gewinnung von nachhaltigem Wasserstoff benötigt sowie für die Stromgewinnung aus diesem Energieträger, in den die Politik spätestens seit der Veröffentlichung der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ 2020 große Hoffnung setzt. Die Produktion dieser bislang kaum zu ersetzenden Edelmetalle sei auf wenige Länder konzentriert bei gleichzeitig stark ansteigendem Bedarf, so das IfW.
Einen starken Anstieg des Verbrauchs erwarten die Autoren zudem unter anderem bei Seltenen Erden, Gallium, Germanium und Indium. Sie werden neben Kobalt, Lithium, Magnesium, Niob, Strontium und Titan entsprechend als „kritisch“ bewertet, da auch hier die Importabhängigkeit hoch ist, wenngleich sich das weltweite Angebot perspektivisch durch neue Förderländer erhöhen könnte.
Als „weniger kritische Rohstoffe“ gelten Fluor und Silizium, hier seien die Lieferantenstrukturen der deutschen Importe deutlich höher diversifiziert als bei den vorgenannten Ressourcen. Handelssanktionen oder sonstige geopolitisch motivierte Beschränkungen der Versorgung hätten hier also deutlich geringere Auswirkungen.
Studie rät zu Stresstests und Rohstoffdiplomatie
Das IfW schlägt als ersten Schritt hin zu einer verlässlichen Versorgung mit kritischen Ressourcen eine Verbesserung des Rohstoff-Monitorings und regelmäßige Stresstests vor, wie man sie aus dem Finanzsektor kennt. Hierdurch könnten Anfälligkeiten offengelegt und Strategien zur Krisenbewältigung entwickelt werden. Empfohlen wird zudem eine Intensivierung der Rohstoffdiplomatie zwischen Unternehmen und möglichen Lieferländern durch entsprechende Abkommen.
Eine Neubewertung der Kosten, Nutzen und Risiken der heimischen Rohstoffförderung sei zusätzlich ratsam, diese müsse im Einklang mit dem Umweltschutz erfolgen. Zudem sei der Dialog mit der Bevölkerung notwendig, um Akzeptanz für diese Projekte zu schaffen.
Die vollständige Studie ist hier zu finden.
Photo: iStock/ fokkebok