Rohstoffe im Festtagsfieber: Geschenke, Gadgets und globale Lieferketten

von | Dez. 2024

Lebkuchen, Lametta, Gänsebraten, kritische Rohstoffe: Warum Indium, Gallium, Neodym und Co. mehr mit dem Weihnachtsfest zu tun haben als es auf den ersten Blick scheint.

Trotz kriselnder Wirtschaft lassen sich die Deutschen offensichtlich nicht die Freude am Schenken nehmen. 307 Euro und damit kaum weniger als in den Vorjahren will man hierzulande im Schnitt für die Weihnachtsbescherung ausgeben, schreibt das Marktforschungsunternehmen GfK, basierend auf einer repräsentativen Umfrage. Auch der Gesamtumsatz soll mit 18,1 Milliarden Euro stabil bleiben.

Zu den beliebtesten Gaben unterm Weihnachtsbaum zählt dabei – neben Süßigkeiten, Büchern oder Mode – auch Unterhaltungs- und Gebrauchselektronik. 29 Prozent der Befragten wollen der Umfrage zufolge Home-Entertainment wie Spielekonsolen und Kopfhörer verschenken. Zudem wird sicherlich ein Teil der laut GfK und Handelsverband Deutschland ebenfalls sehr beliebten Geldgeschenke und Warengutscheine für Elektronik eingelöst. Es erstaunt also nicht, dass diese Branche fast ein Viertel des Jahresumsatzes im November und Dezember macht. Weniger offensichtlich ist, dass auch der Sektor für kritische Rohstoffe eine nicht unerhebliche Rolle für das Weihnachtsfest spielt. Denn kaum eins der zahlreich verschenkten Elektrogeräte würde ohne Gallium, Neodym und Co. funktionieren.

Fast schon moderne Klassiker unter dem Weihnachtsbaum sind Handys und Tablets. Touchscreens haben ihre Bedienung revolutioniert und machen Tasten (fast) überflüssig. Möglich wird dies durch das Technologiemetall Indium. In Form von Indiumzinnoxid ist es als hauchdünne Beschichtung unter dem Glasdisplay aufgetragen. Das nahezu transparente und lichtdurchlässiges Material besitzt eine hohe Leitfähigkeit; so können kleinste elektrische Impulse durch Finger oder Eingabestift registriert und die Anzeige gesteuert werden.

Seltene Erden optimieren Klang und Bild

Lautsprecher von Mobiltelefonen, Laptops, PCs oder Stereoanlagen sowie Kopfhörer erhalten durch Dauermagneten mit Neodym und anderen Seltenerdelementen einen optimierten Klang. Diese Magneten kommen überall zum Einsatz, wo Gewicht und Volumen, aber keine Leistung eingespart werden soll. Ihre hohe magnetische Stärke und kompakte Größe machen sie auch für Kameras von Computern und Smartphones unverzichtbar, in letzteren kommen sie zudem in den Vibrationsmotoren zum Einsatz.

Hohe Leistung auf kleiner Fläche ermöglichen ebenfalls Ladegeräte mit Galliumnitrid. Die handlichen und energieeffizienten Geräte können Smartphones, Laptops und Co. besonders schnell wieder aufladen. Das Technologiemetall Gallium findet auch in anderen elektronischen Bauelementen Verwendung, wie Transistoren, die Stromstärke und Stromfluss regulieren. Weitere gefragte Materialien in der Elektronikindustrie sind Gold und Silber. Wegen ihrer hervorragenden Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit sind die Edelmetalle beispielsweise in Kontakten und Platinen verbaut. Auch andere Edelmetalle werden in elektronischen Geräten eingesetzt, Ruthenium etwa erhöht als Beschichtung von Festplatten die Speicherkapazität. Akkus, die essentielle Bestandteile zahlreicher Gadgets sind, enthalten Batterierohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel. Zu guter Letzt benötigen nahezu alle kleinen und großen elektronische Geräte zur Steuerung ihrer Funktionen Mikrochips, die wiederum auf Rohstoffe wie Silizium, Gallium, Hafnium und Seltenen Erden angewiesen sind.

Kritische Rohstoffe kommen in vielen beliebten Weihnachtsgeschenken der heutigen Zeit vor.

Photo: pixelshot via Canva

Kritische Rohstoffe am Handgelenk und im Kinderzimmer

Viele der genannten Materialien sind auch in Wearables enthalten, smarten tragbaren Gesundheitshelfern, die zum Beispiel die täglichen Schritte zählen oder die Schlafqualität auswerten. Die kleinen Computersysteme sind ein Trend auf dem Gabentisch: 29 Prozent der Befragten wollen sie laut GfK verschenken. Noch beliebter sind mit 51 Prozent Spielwaren – auch in ihnen sind teilweise kritische Rohstoffe verbaut. Elektronische Spielzeuge enthalten oft Batterien samt dazugehöriger Materialien, zusätzlich treiben Seltenerdmagneten die Motoren kleiner ferngesteuerter Autos an und können Puppen oder Stofftiere beweglicher machen.

Doch nicht nur unter, sondern auch am Weihnachtsbaum und in zahlreichen Fenstern finden sich strategische Metalle in verarbeiteter Form. LEDs, die mittlerweile den Großteil der weihnachtlichen Beleuchtung ausmachen, enthalten je nach gewünschter Farbe Rohstoffkombinationen unter anderem mit Gallium und Indium.

Globale Lieferketten beeinflussen das Weihnachtsfest

So untrennbar also strategische Rohstoffe mittlerweile mit dem Weihnachtsfest verbunden sind, so sehr sind es auch die dahinterstehenden globalen Lieferketten. Viele der erwähnten Ressourcen wie Seltene Erden und Gallium werden fast ausschließlich in China produziert. Zugleich ist die Volksrepublik Fertigungsland unzähliger Elektronikartikel und der wichtigste Exporteur von Spielwaren in die EU. Wie anfällig diese starke Konzentration die Lieferketten macht, haben die Krisen der letzten Jahre wie die Corona-Pandemie eindrücklich bewiesen. Doch auch aktuell ist die weltweite Logistik Experten zufolge unter Druck, so belasten unter anderem längere Transportzeiten durch geopolitische Unsicherheiten das Weihnachtsgeschäft. Die Thematik scheint derweil auch auf Verbraucherseite immer mehr angekommen zu sein; so nehmen immerhin 27 Prozent der Befragten für transparente Lieferketten eine längere Wartezeit auf Geschenke in Kauf, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Kommunikationsagentur Maisberger. Und für jene, die bislang wenig Inspiration und damit noch keine Geschenkeideenhaben, wäre dann auch in diesem Jahr ein Gutschein eine Alternative.

Wofür auch immer Sie sich entscheiden: Wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage.

Ihre Redaktion von Rohstoff.net

Beitragsbild: KI-generiert

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